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Handelsverband Bayern –
Der Einzelhandel e.V.
Moderater Zuwachs
Es ist paradox: Trotz Schuldenkrise und wachsender Rezes-
sionsängste ist die Stimmung der deutschen Verbraucher im
vergangenen Jahr nicht eingetrübt worden.
Die Konsumenten haben ihre Finanzlage besser eingeschätzt
und wieder mehr für Großeinkäufe ausgegeben. Grund dafür
waren die nachwie vor gute Arbeitsmarktlage sowie spürbare Ein-
kommenszuwächse der Beschäftigten.Diese gestiegene Konsum-
bereitschaft hat sich auch im Einzelhandel positiv bemerkbar
gemacht: Nach zwei Jahren mit Umsatzrückgängen haben die
bayerischen Einzelhandelsunternehmen
2011
ein leichtes Umsatz-
plus erzielt. Dies geht aus den Zahlen des Landesamtes für
Statistik hervor. Danach hat der Einzelhandel in Bayern
2011
nominal
3,9
% (real: +
2,0
%) mehr umgesetzt als noch ein Jahr
zuvor. Angesichts dieses minimalen Zuwachses kann allerdings
von einem Konsumrausch keine Rede sein. Von den Umsatz-
zuwächsen profitierten die einzelnen Branchen unterschiedlich
stark: Textilien +
2,9
%, Schuhe und Lederwaren +
3,9
%, Möbel
+
6,6
%, Bücher –
2,6
%, Unterhaltungselektronik +
1,2
%, Uhren
und Schmuck +
6,3
%, Bau- und Heimwerkerbedarf +
1,7
%,
Lebensmittel +
3,2
%,Versand- und Internet-Einzelhandel +
5,4
%.
Allerdings handelt es sich bei den Umsatzzahlen um Durch-
schnittswerte, die je nach Branche, Standort und Unternehmen
sehr differenziert zu betrachten sind. Die Zahl der Beschäftig-
ten im bayerischen Einzelhandel hat sich im vergangenen Jahr
um
1,5
% erhöht. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten ist um
1,2
%,
die der Teilzeitbeschäftigten um
1,8
% gestiegen.
Das Minus im Buchfachhandel erklärt sich vor allem durch die
andauernde Abwanderung der Umsätze in den Online-Handel.
Dieser ist wie auch schon in den vergangenen Jahren der Ge-
winner des letzten Jahres. Der Online-Handel hat auch
2011
kräftig zugelegt. So sind die E-Commerce-Umsätze in Bayern im
vergangenen Jahr auf rund
4,7
Mrd. Euro angestiegen. Dies be-
deutet eine Zunahme von
10
% gegenüber demVorjahr. Der Ein-
kauf im Internet wird immer beliebter. Nicht nur die Zahl der
Internetkäufer wächst stetig, sondern auch die Ausgaben pro
Online-Käufer steigen weiter an. Im Internet haben die
„Geschäfte“ rund um die Uhr geöffnet, da kann der stationäre
Handel mit seinen limitierten Öffnungszeiten nicht mithalten.
Mittlerweile nutzen allerdings auch immer mehr stationäre
Einzelhandelsunternehmen das Internet als zusätzliche Chance.
Dies betrifft nicht nur die großen Unternehmen, denn auch
immer mehr mittelständische Handelsunternehmen nutzen das
Internet als zusätzlichen Vertriebskanal. In Bayern bieten derzeit
knapp
30
% der rund
60.000
Einzelhandelsunternehmen ihre
Ware auch im Internet an.
80
% der Einzelhandelsunternehmen
in Bayern präsentieren ihr Unternehmen auf einer eigenen
Website. Keineswegs steht bei solchen Aktivitäten nur der
Umsatz im Vordergrund, sondern auch Kundenbindung und
-akquisition, Imagepflege, Verbesserung des Service sowie die
Erschließung neuer Zielgruppen.
Mit Blick auf die Folgen der EU-Schuldenkrise sind Umsatzprog-
nosen für das laufende Jahr nur schwer möglich. Die gute wirt-
schaftliche Entwicklung in Bayern, der stabile Arbeitsmarkt und
die allgemeine wirtschaftliche Erholung sorgen weiterhin für
eine gute Verbraucherstimmung. Allerdings schweben mit der
Euro-Schuldenkrise und der immer noch drohenden Insolvenz
Griechenlands dunkleWolken über dem Jahr
2012
. Bislang aller-
dings hat dies die Konsumlaune und die Stimmung der Ver-
braucher glücklicherweise nicht eintrüben können. Die Furcht
vor einem Übergreifen der Krise auf die Wirtschaft in Deutsch-
land hält sich erfreulicherweise in Grenzen. Deshalb deutet
derzeit vieles darauf hin, dass sich der private Konsum auch in
diesem Jahr positiv entwickeln und einen Beitrag zur Stabilität
der deutschen Volkswirtschaft leisten wird. Der Handelsver-
band Bayern (HBE) erwartet daher für
2012
eine insgesamt gute
Geschäftslage auf Vorjahresniveau. Der Umsatz im bayerischen
Einzelhandel wird sich nach Einschätzung des HBE voraussicht-
lich nominal um
1,5
% über dem Vorjahr entwickeln. Preisbe-
reinigt wäre dies ein Umsatzplus von
0,5
% gegenüber
2011
.
Dies würde bedeuten, dass der Einzelhandel in Bayern seinen
Umsatz preisbereinigt im zweiten Jahr nacheinander steigern
könnte.
Aus den Kammern
und Verbänden