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Branche mit grossen Unterschieden
Der Gartenbau ist eine sehr breit aufgestellte Branche:
beginnend bei der Urproduktion von Obst, Gemüse, Baum-
schulware und Zierpflanzen, über den Handel mit diesen
Produkten und den damit verbundenen Dienstleistungen im
Privatgarten, in Parks oder auf dem Friedhof. Entsprechend
unterliegen diese Sparten auch unterschiedlichen Einflüssen.
Der Obst- und Gemüsebau konnte, obwohl nachweislich völlig
unverschuldet, den politisch und medial generierten Vertrau-
ensverlust aufgrund der EHEC-Epidemie im gesamten Jahr
nicht verhindern. Deshalb wurden die Ergebnisse dieser Unter-
nehmen im vergangenen Jahr erheblich durch Umsatzrückgänge
in den Frühjahrsmonaten, die auch im gesamten Jahresverlauf
nicht mehr aufgeholt werden konnten, geprägt. Allerdings gab
es auch Obst- und Gemüsebaubetriebe, die aus dieser Krise ge-
stärkt hervorgegangen sind. Betriebe, die direkt vermarkten, sei
es ab Hof oder auf Wochenmärkten, erlebten im Gegensatz
sogar einen deutlichen Nachfragezuwachs.
Im Dienstleistungsbereich des Garten- und Landschaftsbaues
konnten dagegen die Betriebe auf ein Umsatzwachstum von
9,4
% zurückblicken. Wesentlich war dieses Ergebnis sicherlich
auch dadurch geprägt, dass bis in den Winter hinein aufgrund
der mildenWitterung Baumaßnahmen realisiert werden konnten.
Doch auch die allgemein stabile Wirtschaftslage in Deutsch-
land und ein weiterhin positives Ausgabeverhalten vonVerbrau-
chern begünstigten diese Entwicklung.
Die bayerische Baumschulwirtschaft profitierte als zentraler
Zulieferer für den Garten- und Landschaftsbau von diesen Ent-
wicklungen nur teilweise, da die Beschaffung von Gehölzen eu-
ropaweit erfolgt. Viele bayerische Baumschulen haben sich auf
den Direktabsatz für den Kunden spezialisiert. Deshalb ist ihre
Entwicklung auchmit der von direkt absetzenden Zierpflanzen-
bauunternehmen vergleichbar. Für diese Unternehmen ist es
nicht ungewöhnlich, dass sich der Absatz von Blumen und
Pflanzen nicht mit der Wirtschaftentwicklung im Einklang be-
wegt. Sowohl ein ansteigendes Wirtschaftswachstum schlägt
nur verhalten auf den Konsum von Blumen und Pflanzen durch
als auch ein wirtschaftlicher Rückgang betrifft die Branche
regelmäßig nicht so stark wie andere Wirtschaftsbereiche.
Dennoch blickt die Branche auf das Jahr
2011
verhalten optimis-
tisch zurück.
Energiepreise sind im Gartenbau eine wesentliche Einflussgröße.
Bei Unterglasgemüsebaubetrieben können die Heizkosten schon
mal
40
% des gesamten Aufwandes ausmachen und sinken bei
direkt absetzenden Friedhofsgärtnereien auf weit unter
5
%.
Doch auch indirekt spielen die Energiekosten, z.B. beim Einkauf
von Blumentöpfen und bei den Transportkosten, eine erhebliche
Rolle. Die notwendigen Preiserhöhungen lassen sich jedoch
nicht bei allen Produkten durchsetzen, so dass eine zunehmend
differenziertere Preispolitik für den wirtschaftlichen Erfolg an
Bedeutung gewinnt.
Der Gartenbau ist nicht nur bei der Produktentwicklung, jedes
Jahr bringen die Züchtungsfirmen mehrere Hundert neue
Pflanzenarten und -sorten auf den Markt, sondern auch beim
Produktionsprozess eine innovative Branche. Wer effektive
moderne Heizanlagen sehen möchte, kann in bayerischen Gärt-
nereien von der Geothermie über automatisch befeuerte
Holzhackschnitzelanlagen bis hin zu Kraft-Wärme-Kopplung aus
nachwachsenden Rohstoffen jede erdenkliche Variante vorfin-
den. Sind LED-Beleuchtungen in Büro und Wohnung schon
etabliert, so sind die notwendigen Lichtleistungen für das
Pflanzenwachstum so erheblich, dass sich LEDs für die Belich-
tung erst langsam durchsetzen. Dennoch darf das Jahr
2011
als
das Jahr der Einführung der LED-Technik für die Assimilations-
belichtung gelten.
Einschätzung des Saisonverlaufs in
bayerischen Einzelhandelsgärtnereien
Bei einer Befragung bayerischer, direkt absetzender Zierpflanzen-
und Baumschulbetriebe ergab sich ein insgesamt positives Bild.
Bayerischer Gärtnerei-Verband e.V.
Einschätzung des Saisonverlaufs
Saison
Umsatz
Kundenfrequenz
Preisdurchsetzung
Pflanze des Jahres
Standardkulturen
Topfkräuter
Besonderheiten
Frühjahrssortiment
100%
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
W
sehr gut
W
gut
W
zufriedenstellend
W
sehr schlecht